MENTAL UPDATE

Therapeut*in finden, Ängste und zu viel Papierkram // finding a therapist, anxiety and too much paperwork

Es ist wieder einmal Mental-Health-Awareness-Monat und ich glaube, dass wir dieses Jahr mehr denn je über diese Thematik reden sollten. Wir leben in einer Zeit die viel Unsicherheit birgt und viele Menschen haben in der Selbstisolation mit ihrer psychischen Gesundheit zu kämpfen. Manche vielleicht zum ersten Mal, andere erleben eine Verschlimmerung ihrer Symptome, auf Grund der Situation. Bitte melde Dich bei Deinen Lieben und/oder suche Dir professionelle Hilfe. Falls Du dabei Unterstützung brauchst, könnte dieser Blogpost vielleicht ein bisschen helfen.

Letztes Jahr habe ich über Verletzlichkeit und meine persönliche Erfahrung mit psychischen Problemen geschrieben. Dieses Jahr will ich ein kleines Update dazu schreiben und berichten, wie sich alles weiterentwickelt hat und was ich unternommen habe um meine psychische Gesundheit zu verbessern.
Ich habe in dem Beitrag von letztem Jahr darüber gesprochen, dass ich gerne eine Therapie anfangen möchte und wie schwer es mir fällt mich dazu durchzuringen Therapeut*innen anzurufen. Damit es tatsächlich dazu kam, brauchte es zwei meiner Freund*innen, die sich mit mir hingesetzt haben, diverse Telefonate mit meiner Familie und tägliche Kalendereinträge und Erinnerungen an Telefonsprechzeiten der Therapeut*innen, die ich anrufen wollte. So habe ich es geschafft, innerhalb einer Woche jeden Tag 2-8 Therapeut*innen anzurufen. Es hat mir sehr geholfen, jede*n einzelne*n Therapeut*in in meiner Nähe zu googeln und die Telefonate zu planen. Es war eine Menge Arbeit und hat mir anfangs Angst gemacht, aber es hat mir auch eine Struktur in meinem Vorgehen gegeben. Ich habe mir außerdem Stichpunkte gemacht, damit ich die wichtigsten Dinge, die ich am Telefon sagen wollte, nicht vergesse. Denk daran, Dich immer zu erkundigen, ob der*die Therapeut*in grade einen Platz frei hat, in nächster Zeit einer frei werden könnte und wenn nicht, ob er*sie Dir eine*n Kolleg*in empfehlen kann. Auf diese Art und Weise habe ich vier Erstgespräche bekommen.



It is Mental Health Awareness Month again and this year I feel like we need to talk about this more than ever. We are living in a time of big uncertainty and many people are struggling with their mental health during self isolation. Some are experiencing mental health problems for the first time, others feel their symptoms getting worse because of the situation. Please reach out to your loved ones and/or professionals. If you need support with this, maybe this blog post will help a little.

For last year’s Mental Health Awareness Month I wrote a blog post about vulnerability and my personal difficulties with mental health. This year, I just wanted to give you a little update on that and how things have progressed and what I did to move forward.
In last year’s post I talked about how I wanted to start therapy and how I struggled with finding the courage to call therapists. It took two of my friends sitting down with me, pleading phone calls from my family and daily reminders set on my calendar with the office hours of therapists I wanted to call. I called 2-8 therapists every day over the cause of one week. It really helped me to do research, google every single therapist in my area and then schedule these phone calls. It was a lot of work and very scary at first, but it gave me a structure in how to preside. I also put down some bullet points of the most important things I wanted to say/ask on the phone. Remember to always ask them if they have a free spot for you at the moment or in the near future and if not, if they can refer you to a colleague. I landed four initial interviews this way.
Zu drei von diesen Erstgesprächen bin ich dann hingegangen. Das dritte war wirklich gut und ich habe mich mit der Person und der Umgebung sehr wohl gefühlt. Danach habe ich mich entschlossen, das vierte Gespräch abzusagen. Ich glaube, es ist wichtig sich auf sein Bauchgefühl zu verlassen und sich für jemenschen zu entscheiden, mit der*dem man sich gut fühlt.
Dann hatten wir fünf erste Sitzungen. Diese sind vorgeschrieben und dazu da, sich kennenzulernen, die wichtigsten Probleme anzusprechen und herauszufinden, welche Therapieform am besten passt. Danach bekommst Du dann auch eine Diagnose.
Mir wurde eine Panik-/Angststörung diagnostiziert. Das war eine interessante und auch irgendwie gute Erfahrung. Ich hab mir so lange eingeredet, dass meine Probleme nicht groß genug wären und dass eine Therapie nicht „gerechtfertigt“ wäre. Aber meinen Problemen einen Namen geben zu können und eine*n Expert*in zu haben, die*der mich ernst nahm, war eine Erleichterung. Gleichzeitig waren diese ersten fünf Sitzungen emotional and mental eine große Herausforderung. Ich war sehr sensibel, hatte nur sehr wenig Energie und konnte mich so gut wie nie auf die Uni konzentrieren. Manchmal blieb ich einfach tagelang im Bett. Mein*e Therapeut*in hat mir gesagt, dass das zu erwarten war. Es ist ermüdend das eigene Trauma und die Probleme hochzuholen. Es ist ein bisschen so, als würde mensch das alles nochmal erleben. Aber ich wollte auf jeden Fall weitermachen, weil ich mir sicher war, dass es längerfristig helfen würde.



I then went to three of my first interviews. The third one was very nice and I felt comfortable with the person and the surroundings. So I decided to cancel the fourth interview I had scheduled. I think it is important to trust your gut feeling and find a therapist you feel comfortable with. 
We then had five first sessions. These are mandatory, so that your therapist and you can get to know each other, talk about what your problems are and what kind of therapy would be best for you. You will also get a diagnosis after these sessions.
I was diagnosed with a panic/anxiety disorder. This was an interesting and at the same time kinda good experience. I had told myself for years that my problems weren’t big enough to “justify“ therapy and that it wasn’t too bad. But having a name for what I felt and seeing someone professional take me seriously in my struggles, was a huge relief. Simultaneously these five sessions where emotionally and mentally challenging for me. I was very sensitive, had very low energy and struggled to keep up with uni like never before. Sometimes, I stayed in bed for days. My therapist told me, this was to be expected. It is exhausting to have to dig up your trauma and talk about your problems. It is like reliving everything in a way. But I really wanted to keep going, because I was sure that all this would be worth it long term.
Der nächste Schritt war dann, eine Bestätigung von meiner Versicherung einzuholen, damit die Kosten für die Therapie übernommen werden. Weil ich in Deutschland wohne, hieß dies MEGA VIEL Papierkram, denn die deutsche Bürokratie ist ja bekanntlich sehr penibel. Ich musste Zeug unterschreiben, mein*e Therapeut*in musste Zeug ausfüllen und unterschreiben, mein Stiefvater (weil ich während des Studiums noch über ihn versichert bin) musste Zeug unterschreiben, mein Hausarzt musste Zeug ausfüllen und unterschreiben… Nach langem Hin und Her und (wer hätte es gedacht) NOCH MEHR Papierkram, wurde der Antrag endlich bearbeitet und abgesegnet. Hat auch nur fünf Monate gedauert.
Vor zwei Wochen habe ich nun mit einer regulären Therapie begonnen, also wöchentlichen Sitzungen. Diesmal bin ich nicht mehr ganz so unsicher, ich bin überzeugt, dass mir das ganze helfen wird und ich bin bereit für positive Veränderung. Ich brauche diese Hilfe und ich habe keine Angst mehr, sie in Anspruch zu nehmen.
(Keine Sorge, ich habe immer noch Angst vor genug anderen Dingen, also mein*e Therapeut*in hat noch was zu tun).
//K.



The next step was to get my insurance company to pay for my therapy sessions. Since I live in Germany, this meant A HELL LOT of paper work, because German bureaucracy really is stereotypically precise and you need a form for everything. I had to sign stuff, my therapist had to fill out and sign stuff, my stepdad had to sign stuff (since my insurance is linked to his as long as I am still at uni), my doctor had to fill out and sign stuff… you get the idea. After a lot of back and forth and EVEN MORE forms we had to fill out and send in, the request was finally approved. It only took five months, duh. 
Finally, I have started regular therapy with weekly appointments two weeks ago. This time around, I feel less intimidated by the whole thing. I am positive that this will help me and I am ready for change. I need this help and I am not afraid anymore, to go out and get it.
(I’m afraid of many other things though, so there is still work to do for my therapist, don’t worry.)
//K.

Fotos // Photos: © Kaja vdB

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